Freitag, 2. März 2018

19:00 Uhr

Eröffnung: HIER UND JETZT im Museum Ludwig: Günter Peter Straschek.

Gedreht, beschlagnahmt, verschollen: Günter Peter Strascheks Kurzfilm Ein Western für den SDS ist ein Schlüsselwerk der 1968er-Revolte, das niemand gesehen hat und das eben deshalb zur Legende wurde. Jetzt feiert der Western im Museum Ludwig Premiere. Er wurde während der Vorbereitung der Ausstellung Günter Peter Straschek: Emigration – Film – Politik gefunden. Im Zentrum dieser ersten Ausstellung zu Strascheks filmischem Schaffen steht sein Hauptwerk Filmemigration aus Nazideutschland: Die fünfstündige WDR-Fernsehserie lässt 50 Geflüchtete aus der Filmbranche zu Wort kommen, die von den Nazis ins Exil getrieben wurden. Sie wurde 1975 produziert und schlummerte über vier Jahrzehnte im Archiv des WDR.

Der Österreicher Günter Peter Straschek (1942–2009) gehörte wie Hartmut Bitomsky, Harun Farocki und Helke Sander dem ersten Jahrgang der Deutschen Film- und Fernsehakademie (DFFB) an, der 1966 seine Ausbildung in Westberlin aufnahm. Die Filmstudent*innen brachten sich in die Neue Linke ein, sie dokumentierten soziales Elend, zeichneten Demonstrationen auf, unterstützten Kampagnen. Strascheks erster Film Hurra für Frau E. (1966) ist das nüchterne Porträt einer Mutter, die mit Prostitution die staatliche Fürsorge aufbessert. Sein Western für den SDS (1967/68) schildert die Entwicklung der Linken als Lernprozess von Frauen, die in der Bewegung ihr Bewusstsein schärfen, aber weiterhin nichts zu sagen haben. Die Querelen um den Film zeigt die DFFB-„Wochenschau“ Requiem für eine Firma (1969): Der Western wird von der Direktion beschlagnahmt, 18 Studenten, die sich mit Straschek solidarisiert haben, werden von der Akademie relegiert. Die „revolutionäre Filmarbeit“, der sie sich in diesen Monaten widmen (Straschek und Meins drehen mit Frankfurter Schüler*innen), kommt bald zum Erliegen. Strascheks Zum Begriff des „kritischen Kommunismus“ bei Antonio Labriola (1970) weist auf die Kluft zwischen Arbeitern und Intellektuellen hin und schildert so bissig wie witzig die „Schwierigkeiten der Revolution“ (Labriola).

In den frühen 1970er Jahren wendet sich Straschek der Filmgeschichte zu. Während der Arbeit an seinem Handbuch wider das Kino (1975) stößt er auf das Thema, das ihn bis zu seinem Tod beschäftigen wird: das Exil von Filmschaffenden aus dem nationalsozialistischen Deutschland. Über 2.000 Filmleute mussten vor den Nazis fliehen, von Prominenten wie Billy Wilder oder Lotte H. Eisner bis zu unzähligen heute vergessenen Schauspieler*innen, Cutter*innen und Autor*innen. Straschek ist meist der erste und oft der einzige, der sich für ihren Lebensweg interessiert. In der WDR-Fernsehserie kommen 50 von ihnen zu Wort. Die Einstellungen sind meist unbewegt und außergewöhnlich streng komponiert. Strascheks Blick ist so präzise wie einfühlsam: ein beharrlicher Blick, der die verleugnete Vergangenheit auf die Tagesordnung setzt.
Geschult hat er diesen Blick auch im Kino, etwa am kompromisslosen Werk der Filmemacher Jean-Marie Straub und Danièle Huillet, mit denen er seit Mitte der 1960er Jahre befreundet ist. In der Ausstellung ist Straubs und Huillets Einleitung zu Arnold Schoenbergs „Begleitmusik zu einer Lichtspielscene“ (1972) zu sehen. Straschek liest darin Briefe aus den 1920er Jahren, in denen Schoenberg antisemitische Bemerkungen Wassily Kandinskys scharf zurückweist.

Die Ausstellung wurde vom Berliner Künstler Eran Schaerf gestaltet.

Günter Peter Straschek. Emigration – Film – Politik ist die vierte Ausstellung innerhalb der Projektreihe HIER UND JETZT im Museum Ludwig. Hierbei handelt es sich um ein experimentelles Format, bei dem die Ausstellungspraxis neu verhandelt wird und sich öffnet für Positionen, die nicht zwingend aus der bildenden Kunst kommen müssen.

Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem WDR Köln. Sie wird gefördert von der Kulturstiftung des Bundes. Außerdem wird sie unterstützt von der Fördergruppe HIER UND JETZT aus dem Kreis der Mitglieder der Gesellschaft für Moderne Kunst am Museum Ludwig e. V. sowie der Stiftung Storch.

Kuratorin: Julia Friedrich

Katalog
In der Reihe HIER UND JETZT / Verlag der Buchhandlung Walther König erscheint ein Katalog in deutscher und englischer Sprache. Die erste Publikation über Günter Peter Straschek enthält Beiträge von Johannes Beringer, Werner Dütsch, Yilmaz Dziewior, Julia Friedrich, Elfriede Jelinek, Imme Klages, Volker Pantenburg, Karin Rausch, Stefan Ripplinger, Eran Schaerf und einen Briefwechsel von Straub-Huillet-Straschek. 336 Seiten, 219 Abbildungen. Verkaufspreis: 29,80 Euro
Web und Social Media
Zur Ausstellung kommuniziert das Museum Ludwig auf seinen Social-Media-Kanälen mit den Hashtags #HIERUNDJETZT und #straschek
Facebook/Instagram/Twitter/Vimeo: @MuseumLudwig – www.museum-ludwig.de
Museum Ludwig

50667 Köln

Freitag, 2. März 2018

Kunst

„Europäer sehen Cuba"
Michael Horbach Stiftung

Wanderausstellung „Flucht, Migration und Fußball“ im Stadthaus Deutz
Willy-Brandt-Platz 2

Eröffnung: HIER UND JETZT im Museum Ludwig: Günter Peter Straschek.
Museum Ludwig

Ausstellungseröffnung Bezirksrathaus Nippes „Der Klimawandel als Fluchtursache“
Bezirksrathaus Nippes

James Rosenquist - Ausstellung endet am 4. März
Museum Ludwig

Anik Lazar – PSYCHO TESTO APO C A L Y P S O.
Kunstraum Tiefgarage

Das Gedruckte Bild: Die Blüte der Japanischen Holzschnittkultur
Museum für Ostasiatische Kunst

Theater

I am your private Dancer – eine Datensicherung unter Zeugenschaft
Freies Werkstatt-Theater Köln e.V.

Sonstige

Krokus - und Kamelienblüte in der Flora
Am Botanischen Garten

Wanderausstellung „Flucht, Migration und Fußball“ im Stadthaus Deutz
Willy-Brandt-Platz 2

Ökumenischer Gottesdienst im Gemeindehaus Widdersdorf
Zum Dammfelde 37

Purple Schulz tritt in der Kulturkirche Nippes auf
Kulturkirche Köln

Weltgebetstag: „Gottes Schöpfung ist sehr gut!“ - Ökumenischer Gottesdienst
Amselstraße 22

Weltgebetstag der Frauen in Rondorf
Carl-Jatho-Straße 1

Surinam steht im Mittelpunkt des Weltgebetstages
Köln

Weltgebetstagsfeier in Kalk
Buchforststraße 22

Konferenz der Geisteswissenschaften zum kritischen Umgang digitaler Fachkultur
Universität zu Köln

Ausstellungseröffnung Bezirksrathaus Nippes „Der Klimawandel als Fluchtursache“
Bezirksrathaus Nippes

I am your private Dancer – eine Datensicherung unter Zeugenschaft
Freies Werkstatt-Theater Köln e.V.

Anonyme Chat-Beratung für Studierende mit Beeinträchtigung oder Erkrankung
Köln

Führung durch das Krematorium
Venloer Str. 1132

DIE NACHT - DER RAUM - DIE STILLE
Antoniterkirche

Kölner Kongress 2018: „Erzählen in den Medien“
Deutschlandfunk