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Jörg Döring – „Evergreen Ballroom” @ 30works
seinen Werken zu den bedeutendsten Vertretern der zeitgenössischen
deutschen Pop Art avanciert ist. Dabei blickt Jörg Döring auf nunmehr fast 30
Jahre künstlerisches Schaffen zurück – und beherrscht dank seiner Materialund
Motivsprache wie kein anderer das Spiel um Oberfläche und Beschaffenheit,
Schönheit und Ästhetisierung, Kunst und Nachahmung.
Die Überhöhung des Ikonischen, die akribische Auslotung dessen, was allgemein als
schön rezipiert wird: Jörg Döring geht an die Grenzen von Material und Motiv, um dem
vermeintlich Bekannten völlig neue Perspektiven abzuringen. In seiner vielschichtigen
Anordnung von foto- bis hyperrealistischen Frauenfiguren, die von scharf strukturierten
Farbfeldern, hintergründigen Typografien und dramatischen Lichtschattierungen flankiert
werden, verdichtet der Düsseldorfer Figürlichkeit und Abstraktion zu hochkomplexen
Bildgeschichten, die trotz ihrer materiellen, motivischen und narrativen Bombastik
zeitlos, ja geradezu klassisch anmuten. Und alle Kriterien des Evergreens erfüllen.
So ist der Ausstellungstitel „Evergreen Ballroom“ auch ein Stück weit Selbstreflexion
eines Künstlers, dessen Duktus über die Jahre nicht nur bemerkenswert konstant
geblieben ist. Sondern der mit seinem OEuvre auch den Zeichen der Zeit bewusst etwas
entgegensetzen will. „Meine Arbeiten sind das Ergebnis eines intensiven kontemplativen
Prozesses.“, sagt Jörg Döring. „Sie sollen einen bewussten Kontrapunkt zur
Beschleunigung unserer Zeit setzen, die häufig in Schludrigkeit und Inhaltsleere gipfelt.“
Qualität statt Hype, Originalität statt Kopismus, das Unikat anstelle des beliebig
Reproduzierbaren: Döring plädiert für das Echte, das Handgemachte, das mit der von
Walter Benjamin beschworenen Aura des Kunstwerks einhergeht. Er versteht seine Arbeit
als expliziten „Healing Process“ und versucht dabei, den Dingen auf den Grund zu gehen
und das Verborgene hinter vermeintlich oberflächlicher Schönheit sichtbar zu machen.
Das Aufdecken und Emporholen dieser latenten Tiefgründigkeit erreicht der Düsseldorfer
neben seinen facettierten Kontextualisierungen, die für den Content seiner Bilder
verantwortlich zeichnen, vor allem durch seine Technik: So fokussieren seine Ölbilder
gezoomte, stark vergrößerte Frauenantlitze , die in ihrer Detailschärfe, Belichtung und
Tiefenwirkung fast irreal wirken. Und in dieser ästhetischen Überhöhung die gängige
Rezeption von Schönheit einmal mehr hinterfragen. Jörg Döring etabliert hier eine
malerische Form der Augmented Reality, die bislang dem bewegten Bild vorbehalten war.
Was wiederum seinen Bildwelten illusorische Effekte und eine völlig eigenständige
Dynamik verleiht.
Auch in seinen Arbeiten auf Epoxidbasis erweist er sich als versierter Storyteller, der die
in unserem Zeitgeist verankerte stete Gier nach Neuem ad absurdum zu führen weiß.
Auf vertraute Motive und bewährte Materialien zurückgreifend suggeriert er uns zunächst
das Prinzip des „same, same“, um es dann durch technische Capricen, stilistische
Grenzüberschreitungen und ungeahnte Zusammenhänge zu brechen und in neue Codices
zu überführen. Das Neue wird zum illusorischen Konstrukt, das auf der geschickten
Variation altbekannter Elemente fußt. Ein Ansatz, der das große kompositorische Talent
Dörings belegt - und seinem Werk das Konstante, Relevante und Zeitlose anhaften lässt,
das ihn zum Doyen im 30works-Portfolio erhebt.
Jörg Döring lebt und arbeitet in Düsseldorf. Seine Werke sind in zahlreichen
internationalen Privatsammlungen vertreten und wurden bereits auf der Art Karlsruhe,
der Red Dot Art Fair/Miami und der Art Fair in Köln präsentiert.
Jörg Döring – „Evergreen Ballroom“ @ 30works
Eröffnung: 05.05.2018, 20 Uhr
Laudatio: Mara Bergmann
Ausstellung: 05.05.2018 – 26.05.2018
Öffnungszeiten: Di - Fr 15-19 Uhr, Sa 12-17 Uhr
30works Galerie
Antwerpener Str. 42
50672 Köln
0221/5700250
www.30works.de
50672 Köln